Stefanie Schügerl, MA Kardiologische Rehabilitation

Plötzlicher Herztod ist Todesursache Nummer 1

Der sogenannte plötzliche Herztod (Sudden death) ist definiert als unerwarteter Tod innerhalb einer Stunde nach Eintritt von akuten Herzsymptomen verbunden mit plötzlicher Bewusstlosigkeit. In den Vereinigten Staaten von Amerika versterben jährlich 335.000 Menschen am plötzlichen Herztod, das sind mehr als mit Todesursache Schlaganfall, Lungenkrebs, Brustkrebs und Aids zusammengerechnet. In Österreich versterben jährlich etwa 15.000 Personen an plötzlichen Herztod. Dies sind etwa 17% der Gesamttodesfälle.
Die Ursachen sind Rhythmusstörungen, die zu einem Kreislaufstillstand führen, nämlich Kammerflimmern oder ventrikuläre Tachykardien (83% der zugrundeliegenden Rhythmusstörungen) bzw. Herzstillstände auf Grund von einer Blockierung der Überleitung vom Vorhof in die Kammer bzw. auch fehlende Impulsbildung im Vorhof.

Die Hauptursache für diese bedrohlichen Rhythmusstörungen sind in zwei Drittel der Fälle ein akuter Herzinfarkt, der im Extremfall mit der Rhythmusstörung beginnen kann bzw. ist das Risiko für eine bedrohliche Rhythmusstörung in den ersten beiden Stunden des Infarktes am höchsten. Weitere Ursachen sind fortgeschrittene Herzmuskelschwäche, Herzmuskelentzündungen, schwere Klappenerkrankungen und ganz selten auch angeborene Defekte.

Die Prognose ist insgesamt sehr schlecht, da die bedrohlichen Rhythmusstörungen jederzeit und überall plötzlich auftreten können und es davon abhängig ob

  1. jemand unmittelbar in der Nähe den Vorfall wahrnimmt und
  2. derjenige die richtigen Maßnahmen setzt, nämlich sofortige Wiederbelebung (Reanimation) und Alarmierung der Rettungskette.

Für eine erfolgreiche Wiederbelebung besteht nur ein geringes Zeitfenster von wenigen Minuten.

Dementsprechend schlecht stehen die Chancen einen plötzlichen Herztod zu überleben, von 100 Menschen werden 12 erfolgreich wiederbelebt, davon verlassen 5 Menschen das Krankenhaus, und 3 leben noch nach 3 Jahren. Eine Verbesserung der eher niederschmetternden Statistik könnte durch verbesserte Schulung der Laienreanimation und durch eine zumindest in den Ballungszentren flächendeckendes Vorhandensein von automatischen Defibrillatoren erzielt werden.

Es gibt jedoch Maßnahmen,  die einen plötzlichen Herztod vorbeugen können:

  1. Vermeidung eines Herzinfarktes durch präventive Maßnahmen (Risikofaktorenminimierung) bzw. Früherkennung einer bestehenden koronaren Herzerkrankung um durch medikamentöse oder auch interventionelle Maßnahmen (Stent) dem Herzinfarkt vorzubeugen
  2. Es gibt definierte Hochrisikogruppen für einen plötzlichen Herztod, nämlich Patienten mit stark eingeschränkter Pumpfunktion, insbesondere nach Herzinfarkt. Bei diesen Patienten wird nachdem eine entsprechende medikamentöse Therapie etabliert wurde, ein Defibrillator implantiert, welcher eine bedrohliche Rhythmusstörung (Kammerflimmern, ventrikuläre Tachykardie) innerhalb weniger Sekunden erkennt und durch eine interne Schockabgabe die Rhythmusstörung beseitigt, dass es de facto zu keinen oder einem nur sehr kurzen Herzstillstand kommt. Die Defibrillatoren haben auch eine Schrittmacherfunktion, sodass auch Herzstillstände auf Grund von fehlender Impulsbildung verhindert werden können.
  3. Patienten, die den plötzlichen Herztod überlebt haben: Obligatorisch ist die Implantation eines Defibrillators bei allen Patienten notwendig, die den plötzlichen Herztod überlebt haben (Sekundärprävention), da die bedrohliche Rhythmusstörung statistisch mit etwa 50%iger Wahrscheinlichkeit innerhalb des nächsten Jahres neuerlich auftritt. Eine rein medikamentöse Therapie gegen den plötzlichen Herztod hat sich im Vergleich zur Defi-Implantation bezüglich des Überlebens nicht bewährt, sie könne jedoch das Auftreten der Rhythmusstörungen deutlich minimieren und werden daher zusätzlich zum Defibrillators routinemäßig eingesetzt.
  4. Eine weitere therapeutische Möglichkeit insbesondere bei ventrikulären Tachykardien ist die Katheterablation, wo das für die Rhythmusstörung verantwortliche Gewebe (meist Narbengewebe in den Randzonen von abgelaufenen Infarkten) mit speziellen Kathetern verödet wird.

Zusammenfassung:
Der plötzliche Herztod ist eine der häufigsten Todesursachen weltweit, die Prognose ist schlecht und könnte durch Schulungsmaßnahmen für Laienreanimation und flächendeckende Versorgung mit automatischen Defibrillatoren verbessert werden. Besonders wichtig wäre es, entsprechende Risikogruppen zu erkennen und durch präventive, aber auch therapeutische Maßnahmen vor dem plötzlichen Herztod zu schützen. Dies trifft insbesondere auf die große Gruppe der Patienten zu, die nach einem Herzinfarkt eine deutlich eingeschränkte Pumpfunktion des Herzens aufweisen. Ein großer Teil dieses Patientenkollektivs erhält aus verschiedensten Gründen nach der Akutphase und der Frührehabilitation keine spezielle kardiologische Betreuung und es wird daher die Indikation zur Defibrillatortherapie nicht gestellt. Es wäre daher wünschenswert Strukturen aufzubauen, die diese Patienten in den Monaten nach einem Herzinfarkt erfassen und screenen um eine präventive Therapie gegen den plötzlichen Herztod zu etablieren.

Es gibt noch viel zu tun. Die ambulante kardiologische Rehabilitation kann mit ihren gezielten Maßnahmen jedoch einen Beitrag leisten, um die Lebensqualität zu verbessern und verlängernd auf die Lebensdauer zu wirken.

Von Prim. Assoc. Prof. Dr. Harald Mayr (Ärztlicher Leiter der Abteilung Kardiologische Rehabilitation im Lebens.Med Zentrum St. Pölten und ärztlicher Leiter der Klinischen Abteilung für Innere Medizin 3 im Universitätsklinikum St. Pölten)

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